Gute Kartoffelernte – Ein Interview

Mittwoch, 06. Dezember 2017

Christoph Hambloch, Marktanalyst Pflanzenbau, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH, über die Regionalität, Anbau, Angebot und Nachfrage

In diesem Jahr ist hierzulande mit einer guten Kartoffelernte zu rechnen. Wie hoch sind Ernte und Ertrag? Worauf führen Sie dieses gute Ergebnis zurück?
Die Kartoffelerzeuger in Deutschland können insgesamt zumindest bei den Erträgen durchaus mit der diesjährigen Kartoffelernte zufrieden sein. Rund 11,3 Millionen Tonnen Kartoffeln haben sie geerntet, das sind 0,5 Millionen Tonnen mehr als in 2016. Grund dafür ist in erster Linie das gute Wetter. Auch wenn den Kartoffelerzeugern in vielen Regionen Deutschlands Ende April Frost und Regen zu schaffen machten, war das Wetter für die Ertragsbildung der Haupternte ab August optimal: Die Kartoffelpflanzen waren ab dann ausreichend mit Wasser versorgt und Hitzeperioden blieben aus. Wie zu erwarten, ist auch der Ertrag von 444 Doppelzentner pro Hektar im Jahr 2016 auf eine Spitzenmenge von 454 Doppelzentner pro Hektar in 2017 gestiegen. Schliesslich trug auch die um 2,5 Prozent grössere Kartoffelanbaufläche zum guten Ergebnis bei.

Wie wirken sich Angebot und Qualität der Kartoffeln auf die Rohstoffkosten und Verbraucherpreise aus?
Wenig bis gar nicht, da der Grossteil der Kartoffeln aus dem Vertragsanbau stammt. Bei Pommes frites und Klossteigen sind es rund 90 Prozent. Vertragsanbau bedeutet, dass die Hersteller mit den Landwirten Verträge abschliessen, in denen unter anderem die Kartoffelsorten, der Stärkegehalt und die Grösse festgelegt sind. Auch die Preise sind in der Regel schon seit Monaten festgelegt. Schwankende Rohstoffpreise für Kartoffeln auf dem freien Markt spielen für Hersteller von veredelten Kartoffelprodukten daher kaum eine Rolle. So sind die Rohstoffkosten für die Hersteller weitgehend konstant, so dass vermutlich stabile Verbraucherpreise für die Kartoffelerzeugnisse zu erwarten sind.

Regionale Produkte liegen im Trend. Welche Bedeutung haben sie für Kartoffelerzeugnisse?
Die Frage ist vor allem, was man unter dem Begriff «Region» versteht. Viele Hersteller arbeiten zwar mit Landwirten aus der Region oder aus dem Bundesland zusammen. Oft reichen die Kartoffelmengen aus der Region aber nicht aus. Hinzu kommt: Auch wenn Kartoffelprodukte wie die Klossteige oder Schupfnudeln hauptsächlich in einer bestimmten «Region», beispielsweise in Süddeutschland, hergestellt werden, vermarktet werden sie bundesweit. In Norddeutschland würde man hier nicht von einem regionalen Produkt sprechen. Zudem wäre eine Erzeugung vor Ort aufgrund der Marktbedeutung wohl nicht rentabel. Deshalb bieten veredelte regionale Kartoffelprodukte hier und da zwar eine Nische, sie sind aber kein Konzept für den Gesamtmarkt.

 

Innovative Interpretation

Egal ob Pommes, Gnoccis oder Gratin – bei den Verbrauchern stehen Kartoffeln in veredelter Form hoch im Kurs. Welche Konzepte für neue Akzente am Point of Sale sorgen.

Obwohl die Kartoffel «typisch deutsch» ist, essen die Bundesbürger immer weniger davon. 57 Kilogramm waren es im Wirtschaftsjahr 2015/16, dies teilt das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) mit. Das sind fünf Kilogramm weniger als im Jahr zuvor. Anders sieht es bei den veredelten Kartoffelprodukten aus, ihr Pro-Kopf-Verbrauch stieg insgesamt leicht auf 34 Kilogramm. Die Gründe dafür: «Die Zubereitung der Kartoffel nimmt mehr Zeit in Anspruch als sich Verbraucher heutzutage nehmen können», berichtet ein Sprecher von Unilever für die Marke Pfanni und ergänzt, «Genau deshalb sind veredelte Kartoffelprodukte so beliebt: Sie sind schnell und einfach zuzubereiten, sie schmecken und leisten einen wichtigen Teil für eine ausgewogene Ernährung.» Nach Angaben von Schnefrost passen sie zu vielen Gelegenheiten, sei es als Hauptmahlzeit, Beilage oder Snack. Gleichzeitig können die Verbraucher aus einer grossen Vielfalt an veredelten Kartoffelprodukten auswählen, die sich wiederum an unterschiedliche Zielgruppen wie Kinder und Erwachsene richten, heisst es aus dem Hause McCain. Und die Sortimentsvielfalt erstreckt sich gleich über mehrere Segmente. Ob als Nass- oder Trockenprodukt, ob gekühlt oder tiefgekühlt, jedes Segment hat seine Anhänger. Trendsegment seien laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) derzeit vor allem die gekühlten Varianten mit einem Umsatzplus von rund vier Prozent. Auch wenn der Markt für TK-Kartoffelprodukte stagniert, sind TK-Pommes frites weiter auf Wachstumskurs (s. Info GfK).

Aktuelle Food-Trends

Neben dem Convenience-Aspekt sieht man bei Unilever und McCain vor allem den Trend zur ausgewogenen Ernährung mit Produkten ohne künstliche Aromen und Zusatzstoffe. Hinzu kommt: Die Kartoffel als Rohstoff ist von Natur aus vegetarisch und vegan, gluten- und laktosefrei. Je nach Rezeptur treffen eine oder mehrere dieser trendigen Eigenschaften auch auf viele veredelte Kartoffelprodukte zu, oft erkennbar an einer entsprechenden Kennzeichnung. So tragen die vegetarischen Pfanni-Produkte von Unilever zum Beispiel das V-Label.

Dem Konsumentenwunsch nach nachhaltigen Produkten werden die Pfanni-Produkte von Unilever durch den kontrollierten Vertragsanbau gerecht, bei dem die Landwirte dabei unterstützt werden, Kartoffeln nachhaltig anzubauen. Gleichzeitig, so ist man bei Popp Feinkost überzeugt, bedienen Kartoffelerzeugnisse den Trend zu traditionellen und heimischen beziehungsweise regionalen Produkten. «Unsere verarbeiteten Kartoffeln stammen zu fast 100 Prozent aus der Region rund um unsere Produktionsstandorte», teilt ein Sprecher von Schnefrost mit.

Rustikal und «to go»

Trotz der grossen Produktvielfalt gehen den Markenherstellern die Ideen für Neues nicht aus. Im Gegenteil: Grosses Potenzial sieht Popp Feinkost bei der Süsskartoffel. Wenn auch nicht aus heimischen Gefilden erfülle sie den Wünsch nach neuen Geschmackserlebnissen und sie habe sich als gesunde Beilage etabliert. Des Weiteren erkennt das Unternehmen den Trend zu Kartoffelprodukten mit Schale, die den Wunsch nach Ursprünglichkeit widerspiegeln. So haben auch McCain für die Bistro Style Pommes frites und Schnefrost für die Schwarmstedter Rosmarin-Kartoffeln Knollen mit Schale verarbeitet.
Der stark wachsende Snacking-Markt hat die Hersteller zu Kartoffelprodukten zum Snacken beziehungsweise «to go» inspiriert. So hat McCain die Bistro Style-Produktreihe gelauncht und damit die modernen Ausser-Haus-Konzepte in die Tiefkühltruhe gebracht. Unilever sieht mit dem Snacking-Becher von Pfanni grosses Potenzial. Snackprodukte seien auch nach Ansicht von Schnefrost stark im Fokus des Konsumenten. Hier bietet Schwarmstedter mit seiner 3er Range Mikrowellen Pommes eine schnelle Alternative für alle Pommes-Liebhaber. Außerdem beliebt: Mini-Knödel, die gleich mehrere Hersteller im Sortiment haben.

Verkauf ankurbeln

Um den Absatz zu steigern empfehlen die Markenhersteller, Knödel & Co. vor allem zu den Festtagen gezielt in den Focus zu rücken. Das gelingt unter anderem mit aufmerksamkeitsstarken Displays, Zweit- und Verbundplatzierungen, Rabattaktionen sowie Verkostungen.  

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Info

58 %

der Haushalte in Deutschland kaufen inzwischen Kartoffelprodukte aus der Kühltruhe. Mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von +4,2 % in den vergangenen fünf Jahren stellen gekühlte Angebote auch das Trendsegment im ansonsten eher stagnierenden Markt für Kartoffelprodukte dar. Dieses Trendsegment macht aktuell bereits 36,4 % des Umsatzes aller Kartoffelprodukte aus. Stärkstes Teilsegment sind dabei immer noch die Klossteige. Die Wachstumsimpulse aber liefern zum einen Gnocchi und zum anderen vorgeformte Knödel, vor allem Miniknödel. Letztere haben ihren Umsatz im aktuellen Berichtsjahr mehr als verdreifacht.

Grösstes Segment sind die Tiefkühl-Kartoffelprodukte, die allerdings in den vergangenen Jahren umsatzmässig kaum mehr vorangekommen sind. Das gilt aber nur für einen Teil des TK-Marktes. Für die Hälfte der TK-Kartoffelprodukte stehen die Pommes frites, die sich mit ihrer überwiegend jungen Käuferschaft weiterhin auf der Überholspur befinden. Sie legten in den vergangenen zwei Jahren jeweils etwa um 5 % zu. Dabei geht die Substitution der klassischen Pommes durch die Backofen-Variante weiter.

Kartoffelnassprodukte sind ein zwar kleineres, aber ebenfalls wachsendes Segment. Im aktuellen Jahr verzeichnen sie aufgrund eines Basiseffektes allerdings ein Minus. Alle drei Segmente substituieren dabei das klassische Segment der Kartoffeltrockenprodukte, das dementsprechend jährlich um etwa 5 % schrumpft.
Treiber hinter diesen Entwicklungen ist der zunehmende Wunsch der Konsumenten nach einer Kombination von Convenience und Frische beziehungsweise Genuss. Dieser Wunsch wird im Hinblick auf Kartoffelprodukte vor allem in der Kühltheke und der TK-Truhe erfüllt.

Quelle: GfK

 

Tipp

TK-Kartoffelprodukte geschickt platzieren

McCain hat durch die «Shopper Studie» im Jahr 2015 Beobachtungen gemacht, die dem Handel als Anregung dienen können, beispielsweise um die TK-Abteilung besser zu positionieren und Absätze zu erhöhen. Die wichtigsten Verkaufs- und Platzierungstipps für den Handel sind:

  • Die Kunden vermissen in der Tiefkühlabteilung oft eine warme und stimulierende Atmosphäre. Sie suchen und brauchen Leitsysteme und Orientierungshilfen und sind an neuen Produkt- und Rezeptideen interessiert. Daher sollte eine einladende Einkaufsatmosphäre am Point of Sale, , z. B. mit Licht und Wandgestaltung geschaffen sowie für eine bessere Orientierung in der TK-Abteilung durch Warengruppenschilder gesorgt werden.
  • Die jeweiligen Segmente sollten mit den Ankerprodukten beginnen.
  • Innerhalb der TK-Kartoffelprodukte wünschen sich die Shopper eine Produktplatzierung nach Segmenten beginnend mit dem am stärksten frequentierten Segment Pommes frites.
  • Innerhalb der Segmente können Markenblöcke die richtige Orientierung erleichtern.
  • Out-of-Stocks sollten vermieden werden, da fast die Hälfte der Shopper (45 %) nichts oder woanders kaufen würden und somit ein hohes Risiko des Umsatzverlustes für den Händler besteht.
  • Die hohe Aufmerksamkeit am Gondelkopf sollte genutzt werden, z. B. für Neuprodukte und Aktionen.
  • Segment- und Preisauszeichnungen erleichtern den Einkauf.
  • Es sollte auf Sauberkeit und eine übersichtliche Produktanordnung geachtet werden.
  • Das Sortiment sollte an den Wünschen der Shopper ausgerichtet werden, indem ein vielfältiges Angebot unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten angeboten wird.
  • Promotions mit direktem geldwerten Vorteil sollten für mehr Abverkauf forciert werden.
  • Über Aktionstruhen und Verbundplatzierung können bei Kunden beispielsweise Kaufimpulse ausgelöst werden.

Quelle: McCain Shopper Studie

 

Tipp

Wie sich der Verkauf von veredelten Kartoffelprodukten im LEH ausserhalb der TK-Abteilung steigern lässt

Der Abverkauf von Kartoffeltrockenprodukten kann über die Platzierung positiv beeinflusst werden. Durch das breite Sortiment haben diese Produkte das ganze Jahr Saison. So kann man über Cross Selling beispielsweise zu den Feiertagen Kartoffelklösse und Rotkohl zusammen in die Zweitplatzierung nehmen. Perfekt ergänzen sich auch Stampfkartoffeln und Sauerkraut im Winter. Bratkartoffeln sind in der Nähe der Fleischtheke und Kartoffelpüree ist im Umfeld von Fischprodukten gut platziert. Wichtig ist, dass man die Produkte nicht nur über das Regal verkauft. Die Platzierung im neuen Umfeld – orientiert an den Essgewohnheiten – erzeugt zusätzliche Aufmerksamkeit, insbesondere auch bei Kunden, die bisher keine klassischen Verwender sind.

Quelle: Mecklenburger Kartoffelveredelung GmbH

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