«Es gibt nicht den einen Trend» – Ein Interview

Donnerstag, 01. März 2018
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Dietmar EidenDietmar Eiden und Klaus Reingen im Gespräch. Dietmar Eiden ist Geschäftsbereichsleiter Messemanagement bei der Koelnmesse, Klaus Reingen ist Hauptgeschäftsführer Bundesverband der Deutschen Süsswarenindustrie e.V. (BDSI). Ein Interview zu den Trends 2018, den Vorlieben der Verbraucher und dem Standing von Süsswaren am deutschen Markt.

Was werden die Trends 2018 aus Ihrer Sicht im Süsswarenbereich sein?

Reingen: Zu den Trends im Süsswarenmarkt zählen in diesem Jahr Produkte mit Pflanzenproteinen, exotischen Beeren oder Gewürzen. Im Trend liegen weiterhin Süsswaren und Knabberartikel für Vegetarier oder Veganer sowie zuckerfreie/zuckerreduzierte beziehungsweise fett- oder salzreduzierte Süsswaren und Knabberartikel.

Eiden: Es gibt nicht den einen, durchsetzungsstarken Trend, sondern viele Trends, die gleichberechtigt nebeneinander existieren und auf verschiedene Zielgruppen ausgelegt sind. Individualität spielt hierbei eine grosse Rolle, ebenso bewusstes Geniessen, authentische Produkte, Nachhaltigkeit, aber auch Lebensfreude und das Mischen verschiedener Trends und Bedürfnisse je nach Anlass oder Jahreszeit. Diese übergeordneten Trends sind nicht komplett neu. Aber sie verstärken sich und bilden sich in zahlreichen Produkten, von süss bis herzhaft, ab.

Welcher Trend hat Ihrer Ansicht nach das grösste Potenzial – auch im Hinblick auf den deutschen Markt? 

Reingen: Passgenaue Produkte für individuelle Verbraucherbedürfnisse werden im Süsswarenmarkt immer wichtiger. Hierzu gehören zuckerfreie/zuckerreduzierte beziehungsweise fett- oder salzreduzierte Süsswaren und Knabberartikel sowie Produkte in Bio-Qualität oder mit nachhaltig angebauten Rohstoffen.

Immer mehr Firmen bieten auch sogenannte Halal-Süsswaren an, also hergestellt nach muslimischen Traditionen. Die Verbraucher finden somit ein sehr breites Angebot an unterschiedlichsten Produkten, so dass sie ihre Ernährung nach ihren individuellen Wünschen gestalten können. Bei allen Bemühungen um neue Rezepturen und Produkte gilt aber auch weiterhin, dass letztendlich die Verbraucher entscheiden, ob eine Produktinnovation Erfolg hat, denn sie werden nur das kaufen, was ihnen auch schmeckt.

Eiden: Wenn wir die «Trendthemen» betrachten, die wir zur ISM bei unseren Ausstellern abfragen, dann haben alle Themen – von allergiefreundlich bis zuckerreduziert – Potenzial. Für den Hersteller stellt sich die Frage, welchen Trend er in den Mittelpunkt seiner Strategie stellt. Die ISM ist hier als Trendforum einerseits und als Kommunikationsplattform andererseits sehr wichtig. Denn in Köln sondiert die Industrie zusammen mit dem Handel die zukünftigen Betätigungsfelder. Nur so können die richtigen Entscheidungen getroffen werden, um dem Verbraucher weiterhin trendgerechte Produkte anbieten zu können.

Klaus ReingenMit welchen Themen und Herausforderungen wird sich 2018 die Süsswarenbranche auseinandersetzen müssen?

Reingen: Die deutsche Süsswarenindustrie erteilt staatlich vorgeschriebenen Rezepturvorgaben eine klare Absage. Die SPD-Bundestagsfraktion hatte in der Debatte im Deutschen Bundestag am 18. Januar staatliche Vorgaben zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln gefordert.

Eiden: Die Sicherung von Rohstoffen wie Kakao, Nüsse, Mandel, Butter, Zucker sind wichtige Themen für die Hersteller, die natürlich auch für den Handel und die Verbraucher wichtig sind. Qualität und Preis müssen für alle Seiten stimmen. Verordnungen und Gesetze, die Rezepturen beeinflussen, lehnt die Branche klar ab. Hier wird es weiterhin viel Diskussionsbedarf geben. Zahlreiche Hersteller engagieren sich darüber hinaus für nachhaltig erwirtschaftete Grundstoffe, etwa Kakao, auch in Abstimmung mit dem Handel. Das sind mit Sicherheit wegweisende Konzepte für die zukünftige Ausrichtung.

Das Thema zuckerreduziert beziehungsweise Zucker ist angesichts der zunehmenden Bedeutung einer gesunden Ernährung in aller Munde. In Frankreich gibt es gar eine Zuckersteuer auf zuckerhaltige Getränke. Glauben Sie, dass es bald auch in Deutschland eine Zuckersteuer auf Süsswaren und Süssgebäck geben wird?

Reingen: Der BDSI hält die Einführung einer Sondersteuer auf Süsswaren für nicht geeignet, um einen Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Problem des Übergewichts zu leisten. Wir lehnen eine politische Steuerung des Konsums und eine Bevormundung der Verbraucher durch Steuererhöhungen für vermeintlich ungesunde Lebensmittel ab. Durch Steuererhöhungen kann die Entstehung von Übergewicht beziehungsweise Krankheiten wie Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen nicht verhindert werden. Eine ausgewogene Ernährung erreicht man nicht durch Steuern, sondern durch Bildung, Aufklärung, Vorbilder und Motivation. Vielfalt, Auswahl und Genuss bei Lebensmitteln müssen auch für einkommensschwächere Haushalte bezahlbar bleiben. Diese wären von Steuererhöhungen überproportional betroffen.

Eiden: Das ist schwer vorstellbar. Wir würden uns grundsätzlich wünschen, dass solche Themen auf breiter Basis und unter Einbeziehung aller Faktoren und Beteiligten diskutiert werden.

Stellen Sie fest, dass auf der ISM 2018 mehr denn je zuckerreduzierte beziehungsweise zuckerfreie Neuheiten vorgestellt werden?

Eiden: Der Anteil von zuckerfreien Produkten ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Vor zwei Jahren zeigten noch 231 Anbieter zuckerfreie Produkte, in diesem Jahr sind es 363, das bedeutet ein Plus von 60 Prozent. Der Anteil ist natürlich je nach Produktgruppe unterschiedlich. Bei Kaugummi sind 90 Prozent der Produkte zuckerfrei, bei Schokolade ist der Anteil dagegen noch niedrig.

Haben alle Europäer die gleichen Vorlieben bei Süsswaren?

Reingen: Glücklicherweise hat jeder einzelne Mensch individuelle Geschmacksvorlieben. So wenig es also einen Einheitsgeschmack in Deutschland gibt, gibt es auch keine einheitlichen europäischen Geschmackspräferenzen. Der BDSI tritt deshalb auch in Zukunft für geschmackliche Vielfalt ein: Jeder Verbraucher soll die Produkte auswählen können, die ihm am besten schmecken. Gerade die deutschen Verbraucher dürfen sich freuen: Sie können aus einem sehr breiten Produktangebot an Süsswaren und Knabberartikeln für jede Geschmacksvorliebe und jedes Ernährungsbedürfnis auswählen.

Hat sich die Einstellung der Deutschen zur Süssware und damit zum Genuss geändert – sprich Süssware wird nur gekauft, wenn sie einen Zusatznutzen bietet? Ernährungsbewusstes Verhalten geht auf Kosten des Genusses?

Reingen: Die grosse Mehrheit der Verbraucher in Deutschland steht Süsswaren und Knabberartikeln sehr positiv gegenüber. Und die deutsche Süsswarenindustrie stellt Produkte von hoher Qualität und Sicherheit her, die zu Genuss und Lebensfreude beitragen und im richtigen Mass zu einer ausgewogenen Ernährung gehören. Süsswaren und Knabberartikel sind nicht zum Sattessen da, sondern bescheren uns Wohlfühlmomente. Ob die Ernährung insgesamt ausgewogen ist, hängt immer davon ab, in welcher Menge die einzelnen Lebensmittel gegessen werden und ob eine vielfältige Auswahl getroffen wird. Es kommt nie auf das einzelne Lebensmittel an, sondern auf eine ausgewogene Ernährung insgesamt – und auch auf ausreichende Bewegung und Entspannung.

Welche Rolle spielt für die Süsswarenbranche das Thema Nachhaltigkeit (Stichwort: Palmöl, Kakao)?

Reingen: Nachhaltigkeit ist seit langem ein zentrales Thema für die deutsche Süsswarenindustrie. Ein verantwortungsvoller und schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen ist eine wichtige Säule, um die Lebensgrundlage künftiger Generationen zu erhalten. Noch vor wenigen Jahren mussten Verbraucher in Deutschland, die Schokolade aus nachhaltig angebautem Kakao kaufen wollten, lange suchen. Nur drei Prozent betrug der Anteil bei der ersten Erhebung des BDSI bei seinen Mitgliedsunternehmen im Jahr 2011. Die Situation hat sich seitdem erheblich verbessert. Derzeit liegt der Anteil an nachhaltig erzeugtem Kakao in den in Deutschland verkauften Süsswaren bereits bei 45 Prozent.

Welche Ziele haben Sie sich hierzu gesetzt?

Reingen: Der BDSI hat seine bisherigen Nachhaltigkeitsziele heraufgesetzt und empfiehlt seinen Mitgliedern, den Anteil nachhaltig erzeugten Kakaos in den in Deutschland verkauften Süsswaren auf 60 Prozent im Jahr 2020 zu erhöhen. Bis zum Jahr 2025 sollte der Anteil 75 Prozent betragen. Diese Zielvorstellung ist ambitioniert und von bester Absicht der deutschen Süsswarenhersteller getragen. Sie kann aber nur durch das Zusammenwirken aller an der Wertschöpfungskette Beteiligten – von den Anbauländern bis zum Verbraucher – erreicht und nicht von den Herstellern allein gewährleistet werden.

Wie sieht das Nachhaltigkeits-Engagement bei Palmöl aus?

Reingen: Auch bei der Palmölproduktion setzen sich die Unternehmen der Süsswarenindustrie verantwortlich für den Umwelt- und Artenschutz ein. Rund 80 Prozent des in der deutschen Süsswarenindustrie verwendeten Palmöls ist bereits heute nachhaltig zertifiziert. Hiermit nimmt die deutsche Süsswarenindustrie eine führende Rolle ein. Das geht aus einer vom Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) veröffentlichten Untersuchung (2016) von Meo Carbon Solutions hervor, die die Verwendung von nachhaltig erzeugtem Palmöl in Deutschland zum Gegenstand hat.

Reingen: Der BDSI tritt für unternehmerische und geschmackliche Freiheit ein und wendet sich gegen staatliche Verbraucherbevormundung. Schon heute entwickeln die Hersteller von Süsswaren und Knabberartikeln das Produktangebot stetig fort und reagieren auf neue Verbraucherbedürfnisse. Neben den klassischen Produkten gibt es eine Reihe von Varianten mit reduziertem Zucker-, Fett- beziehungsweise Salzgehalt. Der Reformulierung von Süsswaren, das heisst der Änderung der Rezepturen, sind aufgrund bestehender gesetzlicher Bestimmungen, aus technologischen Gründen und unter Aspekten der Produktqualität und -sicherheit Grenzen gesetzt.

Wie sieht es im Bereich Wirtschaft und Logistik aus. Mit welchen Herausforderungen muss sich die Branche hier konkret auseinandersetzen?

Reingen: Die Süsswarenindustrie ist in allen Regionen Deutschlands ein bedeutender und stabiler Arbeitgeber und leistet gerade im ländlichen Raum einen wichtigen Beitrag für Wohlstand und Beschäftigung. Die Branche steht jedoch vor grossen wirtschaftlichen Herausforderungen. Trotz der insgesamt guten wirtschaftlichen Lage ist die Ertragslage in den Betrieben seit Jahren angespannt. Zu den zentralen Herausforderungen gehören die im internationalen Vergleich sehr hohen Unternehmenssteuern. Gerade nach den massiven Steuersenkungen für Unternehmen in den USA droht der Wirtschaftsstandort Deutschland an Attraktivität einzubüssen, wenn die Bundesregierung nicht zügig gegensteuert.

Ein grosses praktisches Problem für die Hersteller ist der zunehmende Mangel an Berufskraftfahrern in Europa und die daraus resultierende Verknappung von Laderaum. Erschwerend kommt die teilweise marode Verkehrsinfrastruktur in Deutschland hinzu, die zu langen Stauzeiten und in Folge auch zu deutlich gestiegenen Logistikkosten für die Unternehmen der Süsswarenindustrie führt.

 

Für jeden was dabei

Ob für Veganer, Vegetarier, Gesundheitsbewusste, Umweltbewusste, Kinder oder Erwachsene, die Branche bietet ein immer stärker differenziertes Angebot.

Schokolade mit Algen, Lutscher mit gewissen Extras, pikante Müsliriegel, Schokoeier in echter Eierschale und vieles mehr – die Internationale Süsswarenmesse (ISM) bot als weltweit grösste Handelsplattform für Süsswaren und Snacks auch in diesem Jahr einige pfiffige Ideen. Doch auch weniger ausgefallene Produktneuheiten verrieten, welche Trends und Konzepte die Süsswarenkategorie 2018 bestimmen werden beziehungsweise, welche Produkt- und Vermarktungsideen für neue Impulse am Point of Sale sorgen sollen. So stellten die rund 1660 Anbieter aus 73 Ländern vor allem altbewährte Produkte mit neuen Geschmacksvarianten und Rezepturen vor. 

Herausforderung Reformulierung

Fakt ist, die Süsswarenbranche sieht im Jahr 2018 attraktive Chancen, aber auch grosse Herausforderungen. So hatte die SPD-Bundestagsfraktion in der Debatte im Deutschen Bundestag am 18. Januar staatliche Vorgaben zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln gefordert. Die deutsche Süsswarenindustrie erteilt staatlich vorgeschriebenen Rezepturvorgaben jedoch eine klare Absage, wie es in einer Presseerklärung des Bundesverbandes der Deutschen Süsswarenindustrie (BDSI) heisst. 

Der BDSI tritt für unternehmerische und geschmackliche Freiheit ein und wendet sich nach eigenen Angaben gegen staatliche Verbraucherbevormundung. Schon heute würden die Hersteller von Süsswaren und Knabberartikeln das Produktangebot stetig fortentwickeln und damit auf neue Verbraucherbedürfnisse reagieren. Neben den klassischen Produkten gebe es eine Reihe von Varianten mit reduziertem Zucker-, Fett- beziehungsweise Salzgehalt. «Der Reformulierung von Süsswaren, das heisst der Änderung der Rezepturen, sind aufgrund bestehender gesetzlicher Bestimmungen, aus technologischen Gründen und unter Aspekten der Produktqualität und -sicherheit Grenzen gesetzt», so der BDSI. (Das vollständige Interview mit dem BDSI online unter www.markant-magazin.com)

Zudem sieht sich die Branche laut BDSI vor grossen wirtschaftlichen Herausforderungen. Trotz der insgesamt guten wirtschaftlichen Situation sei die Ertragslage in den Betrieben seit Jahren angespannt. Zu den zentralen Herausforderungen gehören die im internationalen Vergleich sehr hohen Unternehmenssteuern. Gerade nach den massiven Steuersenkungen für Unternehmen in den USA drohe der Wirtschaftsstandort Deutschland an Attraktivität einzubüssen, wenn die Bundesregierung nicht zügig gegensteuere. 

Ein grosses praktisches Problem für die Hersteller sei auch der zunehmende Mangel an Berufskraftfahrern in Europa und die daraus resultierende Verknappung von Laderaum. Erschwerend sei hierbei die teilweise marode Verkehrsinfrastruktur in Deutschland, die zu langen Stauzeiten und in Folge auch zu deutlich gestiegenen Logistikkosten für die Unternehmen der Süsswarenindustrie führen würde.

Trends 2018

Was die Trends 2018 angeht, fasst es Dietmar Eiden, Geschäftsbereichsleiter Messemanagement Koelnmesse, wie folgt zusammen: «Es gibt nicht den einen, durchsetzungsstarken Trend, sondern viele Trends, die gleichberechtigt nebeneinander existieren und auf verschiedene Zielgruppen ausgelegt sind.» Individualität spiele hierbei eine grosse Rolle, ebenso bewusstes Geniessen, authentische Produkte, Nachhaltigkeit, aber auch Lebensfreude und das Mischen verschiedener Trends und Bedürfnisse – je nach Anlass oder Jahreszeit. «Diese übergeordneten Trends sind nicht komplett neu. Aber sie verstärken sich und bilden sich in zahlreichen Produkten, von süss bis herzhaft, ab», so Eiden weiter.

Der BDSI wird konkreter: «Zu den Trends im Süsswarenmarkt zählen in diesem Jahr Produkte mit Pflanzenproteinen, exotischen Beeren oder Gewürzen. Im Trend liegen weiterhin Süsswaren und Knabberartikel für Vegetarier oder Veganer sowie zuckerfreie/zuckerreduzierte beziehungsweise fett- oder salzreduzierte Süsswaren und Knabberartikel.» Zudem würden passgenaue Produkte für individuelle Verbraucherbedürfnisse im Süsswarenmarkt immer wichtiger. Hierzu gehören neben zuckerfreien/zuckerreduzierten Süsswaren Produkte in Bio-Qualität oder Konzept, hergestellt aus nachhaltig angebauten Rohstoffen. 

Zuckerfreie Konzepte

Vor allem das Thema zuckerreduziert rückt angesichts der zunehmenden Bedeutung einer gesunden Ernährung immer mehr in den Fokus von Verbrauchern, Verbraucherschützern und Politik. In Skandinavien gibt es bereits seit vielen Jahren eine Zuckersteuer. Auch Frankreich, Belgien, Ungarn und Mexiko erheben zusätzliche Steuern auf Getränke mit zugesetztem Zucker. 

Ebenso tut sich in Deutschland einiges: Der Anteil von zuckerfreien Produkten ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, dies stellt die Koelnmesse fest. Vor zwei Jahren zeigten noch 231 Anbieter zuckerfreie Produkte, in diesem Jahr waren es 363, das bedeutet ein Plus von 60 Prozent. Die Herausforderung für die Hersteller ist dabei, dass eine Rezeptur mit weniger Zucker nicht zu Lasten des Geschmacks gehen darf. So hat etwa Guylian seine Trüffelfüllungen so umgestellt, dass sie 16 Prozent weniger Zucker enthält. «Weiter reduzieren konnten wir den Anteil nicht, aber mit dieser Rezeptur sind wir sehr zufrieden», sagte Key Account Manager Christian Keck. Der niederländische Hersteller Look-O-Look, in dessen Heimatland die Verbraucher noch zuckerbewusster sind als in Deutschland, experimentiert unter anderem mit Stevia. Einige Produkte hat das Unternehmen bereits umgestellt, weitere sollen folgen. Eine Herausforderung sieht Look-O-Look dabei in der Preisgestaltung; die Ware würde durch die Umstellung teurer, so International Account Manager Dirk Köhm. 

Mobiles Snacking

Im vergangenen Jahr zeichnete sich im Lebensmittelhandel zudem der Trend hin zum mobilen Snack ab. Klar, denn Verbraucher wollen zunehmend auch unterwegs einen Snack, mit dem sie teilweise sogar eine Mahlzeit ersetzen können. Hersteller reagieren auf den Trend mit dem Angebot kleinerer Verpackungseinheiten und verbinden es mit Angeboten zur «gesunden Ernährung» – einem Trend, der laut Handelsverband Deutschland (HDE) schon längere Zeit anhält. So wurden auch auf der ISM zahlreiche Snack-Produkte mit hohem Protein-Anteil präsentiert sowie solche, die einen Anteil an Nüssen oder Superfoods aufweisen. 

Und vor allem im Start-Up-Bereich der Messe spiegelte sich der Zeitgeist in den Slogans der noch jungen Unternehmen wider – mit Sprüchen wie «Naschen ohne schlechtes Gewissen» und «Gute GewissensBisse». Vor allem in diesem Teil der Messe fanden sich auch in geballter Konzentration Gemüse- und Bananenchips sowie Rohkostriegel mit Nüssen und Früchten wider – Produkte, in denen der HDE ebenfalls eine Fortsetzung des Gesundheitstrends sieht. 

Laut HDE kommt auch der Handel mittlerweile der gestiegenen Nachfrage nach gesunden Süsswaren nach, indem zunehmend Erlebniszonen rund um entsprechende Produkte gestaltet werden. So würden Teile der Süsswarenabteilung wie Nuss-Spezialitäten mit und ohne Schokolade in die Nähe der Obst- und Gemüseabteilung verschoben oder mit besonderen Services wie Probiertheken oder edlem Ambiente ausgestattet. 

Im Rahmen des Trends hin zu gesünderer Süssware beobachten einige Hersteller, dass die Nachfrage nach dunkler Schokolade steigt. «Deutlich über zehn Prozent unserer Kunden in Deutschland konsumieren dunkle Schokolade», sagte etwa Peter Müller, Managing Director bei Heidi. Auch beobachtet er die zunehmende Nachfrage nach kleinstückigen Verpackungen, was dem Wunsch der Verbraucher nach bewusstem Genuss geschuldet ist.  

Chancen der Diversifizierung

Alle Trendthemen haben sich im Verlauf der vergangenen Jahre deutlich ausgebildet. Dies zeigt laut BDSI, dass die Markenartikelhersteller die Diversifizierung nutzen, um bestimmte Zielgruppen passend und erfolgreich anzusprechen. So wurden im Jahr 2016 «allergiefreundliche Konzepte» von 151 Anbietern auf der ISM präsentiert, in diesem Jahr waren es bereits 205 Anbieter. Das bedeutet einen Anstieg von 36 Prozent. Im Bereich Bio-Produkte verzeichnet die Messe einen Anstieg von 63 Prozent, bei fair gehandelten Produkten engagieren sich über 60 Prozent mehr Aussteller in diesem Segment. So ist etwa Ritter Sport unter die Bauern gegangen und wird in diesem Jahr in Nicaragua zum ersten Mal auf der eigenen Plantage ernten. «Mit diesem Projekt stellen wir nachhaltigen Anbau sicher und kommen zugleich dem Wunsch der Verbraucher nach Transparenz nach», sagte Thomas Seeger, Pressesprecher bei Ritter Sport. Zwar kann Ritter Sport über die Plantage allein nicht den Bedarf an zertifiziert nachhaltigem Kakao decken, dennoch hat sich das Unternehmen so aufgestellt, dass ihm das mit Hilfe entsprechender Lieferanten seit diesem Jahr zu hundert Prozent gelingt. 

Auch andere Marken wie Riegelein, Schwermer, Caotina, Rübezahl, Halloren, Heidi und Schwermer sowie Lambertz oder Casali setzen mittlerweile teils in vollem Umfang, teils bei bestimmten Produkten auf diverse Siegel, wie UTZ, Fairtrade und das Bio-Siegel. 

Ebenfalls sprang dem Besucher an auffallend vielen Messeständen das gelb-grüne Vegan-Siegel ins Auge, überproportional viele Hersteller sehen in der Kategorie eine enorme Nachfrage und haben dementsprechend bestehende Produkte umgestellt oder neue gelauncht. Die Zahlen der Koelnmesse bestätigen dies: So sind es 160 Prozent mehr Anbieter veganer Produkte beziehungsweise 90 Prozent mehr Anbieter vegetarischer Produkte. In der Konsequenz hat sich die Zahl veganer Süsswaren von 113 auf über 294 und die der vegetarischen Süsswaren von 180 auf über 341 gesteigert. 

Insgesamt gesehen, finden die Verbraucher nach Ansicht des Verbandes somit ein sehr breites Angebot an unterschiedlichsten Produkten, so dass sie ihre Ernährung nach ihren individuellen Wünschen gestalten können. Doch bei allen Bemühungen um neue Rezepturen und Produkte gilt aber auch weiterhin, dass letztendlich die Verbraucher entscheiden, ob eine Produktinnovation Erfolg hat, denn sie werden nur das kaufen, was ihnen auch schmeckt.

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Highlights Süsswaren

Top-Innovationen New Product Showcase

Im Trend: free from-Produkte; Produkte mit Zusatznutzen; möglichst lecker, aber auch gesund - Eine Auswahl

Algenheld

Vegane Algenschokolade hat Algenheld auf den Markt gebracht. Laut Hersteller enthält jede 40-Gramm-Tafel 5 Gramm Algen. Alle Zutaten – von der Zartbitterschokolade bis zum gepufften Amaranth – sind nach Angaben des Start-Ups zu 100 Prozent Bio. Durch den Zusatz von Algen enthält das Produkt unter anderem sehr viel Eisen, Vitamin C und Vitamin B12. Das Produkt ist überwiegend bitter-süss, wobei die Süsse durch eine exotische Geschmacksnote durchbrochen wird, die aber nicht störend wirkt.  

Gut Springenheide

Die Ostereier von Gut Springenheide bestehen aus Natur-Eierschalen, die zum Beispiel mit Mousse au Chocolat, Crème Brûlée oder Sabayon gefüllt sind. Für die Produktion werden durch ein Loch im Ei-Unterboden Eigelb und Eiweiss abgelassen, und die Hohlkörper neu befüllt. Anschliessend werden die Eier gefärbt, das entstandene Loch wird unter einem farblich passenden Aufkleber versteckt. 

DOK 

Der Lutscher ist erst mal unspektakulär. Doch auf der Verpackung befindet sich ein Tattoo, das sich Kinder auf den Arm kleben können. Durch eine hierfür entwickelte App betrachtet erwacht der Roboter auf dem Arm zum Leben und fängt an zu tanzen. Zwei Roboter nebeneinander durch die App betrachtet kämpfen miteinander. 

 

Highlights Snacks

Top-Innovationen New Snacks Pavillon

Im Trend: proteinhaltige Produkte, Frucht- und Gemüsesnacks, Frühstückssnacks, Fleischsnacks und Jerky. 

Eine Auswahl

Papicante

Der herzhafte Snackriegel auf Erbsenproteinbasis von Papicante ist in verschiedenen Geschmacks-
richtungen erhältlich, etwa in «Mediterranean» mit Tomate und Basilikum oder in «Asia» mit Kokosnuss und Kurkuma. Laut Hersteller ist das Produkt der erste herzhafte Snackriegel seiner Art. Durch die Verwendung von Erbse als Basiszutat setzt der Hersteller auf ein Superfood aus Europa, was kurze Transportwege zur Folge hat und die Verwendung von Pestiziden und Gentechnik ausschliesst. 

Fitmeal

Die 3 Low Carb Protein Crossies sind laut Hersteller proteinreich, soja- und glutenfrei, ohne Zuckerzusatz und für Diabetiker geeignet. Es gibt sie in den Geschmacksrichtungen Karamell, Zartbitter und weisse Schokolade mit Erdbeer. 

Kicherkerl

Die Proteinkerle von Kicherkerl sind ein Snack auf Kichererbsen-Basis, wodurch sie wenig Kohlenhydrate enthalten. Das Produkt kommt ohne Getreidemehl, Zucker und tierische Bestandteile aus. Zudem ist es fettarm, glutenfrei, laktosefrei, vegan, kalorienarm, ballaststoffreich sowie. Statt Zucker verwendet der Hersteller Xylit. 

KicherKerl kann man pur snacken oder in der Küche für die Zubereitung von süssen und herzhaften Speisen verwenden.

Pâtisserie Les Comtes de la Marche

Die Innovation „Le Brookie“ der Pâtisserie Les Comtes de la Marche ist ein Produkt aus Frankreich, das auf der diesjährigen ISM als Innovation von einer deutsch-französischen Jury ausgezeichnet wurde. Das Produkt stellt eine Fusion aus Cookie und Brownie dar, wobei die schokoladige Softheit eines Brownies mit dem Biss eines Cookies zusammenspielen.. 

 

Info

Die Trendthemen der ISM heissen: 

  • Vegan
  • Vegetarisch
  • Zuckerfrei
  • Bio
  • Fair gehandelt
  • Funktional
  • Allergiefreundlich
  • handwerkliche Produktion
  • Impulsverpackungen
  • limitierte Ausgabe
  • Handelsmarken

Quelle: Koelnmesse

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