Plattform für den Dialog

Freitag, 04. November 2016
Fotos: T. Schindel, S. Brückner

Kooperativ, konzentriert und wertschöpfend: So präsentierte sich das 110. MARKANT Handels-Forum Food in Karlsruhe. Der Online-Handel und aktuelle Trends standen dabei im Fokus der Branchenplattform.

Globalisierung, Digitalisierung und E-Commerce haben eine nachhaltige Wirkung auf die gesamten Prozesse von Handel und Industrie. Sie beeinflussen zum einen die Lebens- und Ernährungsstile, zum anderen auch, wo Waren gekauft und konsumiert werden. Diese drei Themen bildeten auch den Spannungsbogen des 110. MARKANT Handels-Forum Food in Karlsruhe. Fakt ist, bisher hat das Internet den Lebensmittelhandel noch nicht drastisch verändert. Lediglich ein Prozent beträgt der E-Commerce Umsatzanteil bei Fast Moving Consumer Goods. Fakt ist auch: Aufgrund eines sich verändernden Einkaufsverhaltens muss sich der Einzelhandel der Digitalisierung stellen. Denn der Kunde erwartet und denkt „Cross-Channel“. Dabei wird „mobile“ Sichtbarkeit immer wichtiger. So ein zentrales Ergebnis der Fachvorträge auf dem Handels-Forum.

Chancen und Potenziale

Mit dem Handels-Forum bot die MARKANT als Förderer von Kommunikation sowie Kooperation zwischen Industrie und Handel mal wieder eine Plattform, um über aktuelle Herausforderungen zu diskutieren, sich auszutauschen, aber auch um neue Marktchancen zu entdecken. Die 247 Aussteller, darunter 33 neue Lieferanten, boten dabei vielfältige „Wegweiser“ und somit Produktlösungen für die individuellen Verbraucherbedürfnisse, um so der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein.

Der Trend zu Selbstoptimierung hält weiterhin an und wird sich laut Experten noch verstärken. So sind die Marktforscher von Mintel überzeugt, dass die Verbraucher mehr und mehr erkennen, dass Ernährung ihr Aussehen und Wohlbefinden beeinflussen kann. Dies eröffnet für Handel und Industrie gleichermaßen neue Möglichkeiten. So greift Danone mit der neuen Range Multikorn das Thema Superfoods mit der Sortenkombination Quinoa und Sonnenblumenkerne sowie Dinkel und Mohn  auf. Das im September gelaunchte Konzept biete nach Einschätzung des MARKANT Lieferanten eine attraktive Absatzchance von 13 Packs pro Markt und pro Woche. Dem Thema Low Carb hat sich der Gewürzhersteller Markranstädt gewidmet. Unter der Wolfgang Link Edition sind Gewürze für die Low-Carb-Küche erhältlich, die auf eine bewusste und kohlehydratreduzierten Ernährung abzielen. Neu-Lieferant Joy Foods präsentierte auf dem Forum vegane Lebensmittel- und Nahrungsergänzungsmittel in Bio-Qualität wie etwa Hanfprotein-Pulver sowie weitere Superfoods-Produkte wie Goji-Beeren. Immer mehr Menschen legen Wert auf eine gesunde Ernährung. Sie möchten weniger Fleisch essen, sich vegetarisch oder vegan ernähren, aber in punkto Nähr- und Vitalstoffversorgung keine Kompromisse machen. Sprich: Der Bedarf an natürlichen und gesunden Lebensmitteln wächst, die sich zudem auch schnell und einfach zubereiten lassen. In diese Nische stößt das Unternehmen Lebepur, das sich auf Smoothies aus gemahlenem Obst und Gemüse spezialisiert hat. Die Produkte sind aus kontrolliert biologischem Anbau, glutenfrei und vegan.

Angebot an pflanzlichen Alternativen

Heute greifen zu Veggie oder laktosefreien Produkten längst nicht nur Allergiker oder Verbraucher, die sich rein pflanzlich ernähren wollen. „Dies wird als neue Proteinquelle für den Verbraucher wahrgenommen. Die Alternative geht in den Mainstream über“, so die Mintel-Experten. Auch hierzu zeigten Lieferanten der MARKANT Produktkonzepte: Vegafit bietet rein pflanzliche Alternativen zu Fleisch, Fisch, Wurst und Aufschnitt – und kann seit 2015 das gesamte Einzelhandels-Sortiment auch vegan herstellen. Vegafit-Produkte sollen dazu beitragen, das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung und für nachhaltige Lebensmittel weiter zu entwickeln. Rügenwalder Mühle erweitert sein Portfolio an vegetarischen Produkten und bringt im Dezember die vegetarische Mühlen Salami mit buntem Pfeffer auf den Markt. „Immer mehr Verbraucher achten darauf, sich bewusst und nachhaltig zu ernähren – pflanzliche Lebensmittel stehen dabei hoch im Kurs“, heißt es auch aus der Zentrale der Karwendel Werke. Noa, ein Tochterunternehmen der Karwendel Werke, stellt unter dem gleichnamigen Namen pflanzliche Brotaufstriche zum Dippen, Snacken und Streichen seit Juni her. Hierzu wurde eigens eine Produktionsanlage gebaut, völlig isoliert von der Produktion der Milcherzeugnisse.

Öko ist die neue Realität

Ferner haben die Experten bei Mintel den Trend „Öko ist die neue Realität“ analysiert. Hier fließen auch die Belange des Klimawandel und der Abfallentsorgung mit hinein. Das Thema Nachhaltigkeit wird somit zum notwendigen Bestandteil neuer Produktkonzepte. Auch hier zeigte die MARKANT auf dem Forum Lösungsansätze auf. Das Unternehmen Freche Freunde hat für seine Verpackungen ein Recyclingprogramm zusammen mit Partner TerraCycle initiiert. Aus dem gesammelten Müll werden Rutschen oder ähnliches für Spielplätze hergestellt. Gewürzhersteller Markranstädt  bietet unter der Marke Grünberg Gewürze in Bio-Qualität an, deren Verpackung biologisch abbaubar ist.

Das 110. MARKANT Handels-Forum Food präsentierte sich einmal mehr konzentriert, innovativ und wertschöpfend. Daran anknüpfend steht der Termin für das nächste Forum fest: Am 5. und 6. April 2017 trifft sich die Branche wieder in Karlsruhe.

 

 

 

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

stock.adobe.com/Racle Fotodesign

In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Statements

Auf dem Handels-Forum war die aktuelle Entwicklung von E-Commerce ein Thema. Stimmen aus dem Handel.

Kurt Herl, Geschäftsführer Okle
Bisher hat keiner mit Lebensmittel im Online-Handel gutes Geld verdient. Hier stellt sich auch die Frage, wie viel Spielgeld man hat, um einzusteigen. Vielleicht es für kleinere Händler intelligenter, die E-Commerce-Händler zu beliefern als selbst in das Boot zu steigen. Diesen Weg gehen wir bereits heute und ist für unser Unternehmen auch der sicherste Weg, um zu partizipieren. Ich bin auch überzeugt, dass sich Spezialsortimente wie etwa von Demeter oder Campo-Verde, die man eben nicht in jedem Geschäft bekommt, oder auch besondere Weine, das Feld sind, in dem sich E-Commerce schneller entwickeln wird als mit konventionellen FMCG-Produkten.

Claus Sprehe, Einkaufsleitung Bünting Unternehmensgruppe
„Die Verbraucher im deutschen Markt sind noch zurückhaltend beim Kauf von Lebensmitteln online. Es herrscht noch eine große Skepsis insbesondere gegenüber Frischeprodukten im Online-Lebensmittelhandel. Diese Vorstellung ist für viele Verbraucher, die das Angebot von myTime.de gerne nutzen würden, noch schwierig. „Wie sollen Fleisch und Tiefkühlware frisch bei mir ankommen? Wie sollen Bananen, Tomaten und rohe Eier unversehrt bleiben?“, so die Fragen der Verbraucher. Wir können mit unserem eigens entwickelten Verpackungs- und Logistiksystem gewährleisten, dass die Qualität der angelieferten Ware in allen Temperaturzonen in bester Qualität beim Kunden ankommen. Ist diese Verständnishürde einmal genommen, sieht der Verbraucher den Mehrwert, den der Lebensmittel-Onlineeinkauf bietet: Ganz ohne zeitaufwendigen Einkaufsstress, Öffnungszeiten und mühsamen Transport nach Hause findet der Kunde bei uns alles, was er braucht in einem einzigen Online-Shop. Die Inhalte der Warenkörbe zeigen, dass sich die Käufer an den Online-Kauf von Lebensmitteln herantasten. myTime.de muss erst das Vertrauen der Verbraucher gewinnen. Das zeigt auch unsere Zahl der Wiederkaufsquote: 55-60 Prozent der Erstkäufer werden zu Stammkunden. Grundsätzlich sehen wir seitens der Bünting Unternehmensgruppe, dass es in der Lebensmittelbranche langfristig eine Koexistenz von stationärem und Online-Handel geben wird, in der beide Modelle von den Kunden genutzt werden.“